Nach dem sog. „Default-Effekt“ tendieren Menschen zu Optionen, bei denen keine aktive Entscheidung getroffen werden muss. Im Interfacedesign können Defaults verschiedene Ziele verfolgen: sie können den Nutzer:innen Zeit ersparen, ressourcenschonende Einstellungen automatisch übernehmen oder sie dazu bringen, für Unternehmen gewinnbringende Optionen zu wählen. Dabei können auch „Dark Patterns“ bei der Gestaltung der Interfaces dafür sorgen, dass Nutzer:innen zu Entscheidungen manipuliert werden, die sie nicht unbedingt treffen wollen, indem z.B. bestimmte Optionen hervorgehoben oder wichtige Informationen bewusst versteckt werden.
Solche Defaults oder Voreinstellungen kommen nicht nur im Interfacedesign vor, sondern auch in anderen Bereichen wie der Medizin: bei der Organspende ist in einigen Ländern die Default-Option so gesetzt, dass Organe nicht gespendet werden, solange es keine aktive Zustimmung gibt; in anderen Ländern werden Organe wiederum automatisch gespendet, solange es keinen Widerspruch gibt. Durch diese Defaultregel kann die Anzahl der Spender:innen um ein Vielfaches erhöht werden, was am Ende dazu führen kann, dass mehr Leben gerettet werden können.
Am Beispiel der Deutschen Bahn untersuche ich den Einsatz von Defaults und Dark Patterns bei der Ticketsuche auf der Webseite bahn.de. Im Anschluss daran stelle ich Überlegungen an, wie diese Ticketsuche aus gewinnorientierter und aus umweltfreundlicher Perspektive aussehen könnte, und wie eine Suche ohne Defaults aussehen würde.